Medien in Moskau werfen Kiew Einflussnahme auf den Prozess gegen die ukrainische Ex-Regierungschefin vor und warnen vor einem "Gas-Krieg". Boxer Klitschko will für Timoschenko bürgen.
Am Dienstag hat überraschend auch Russland die Inhaftierung der prowestlichen, ukrainischen Ex-Regierungschefin Julia Timoschenko kritisiert. Mit Spannung wird daher ein Besuch vom ukrainischen Staatschef Viktor Janukowitsch an diesem Donnerstag bei Präsident Dmitri Medwedew erwartet.
Im Vorfeld der Reise warfen russische Medien der Führung in Kiew Einflussnahme auf den Timoschenko-Prozess vor. Die Regierung wolle offensichtlich die 2009 mit Moskau geschlossenen Gasverträge vor Gericht für ungültig erklären lassen, um danach bessere Bedingungen auszuhandeln, schrieb die Zeitung "Nesawissimaja Gaseta". Dies könne zu einem "Gas-Krieg" zwischen Russland und der Ukraine im nächsten Winter führen, unter dem dann auch Westeuropa leiden würde. Die Ukraine ist für die Europäische Union das wichtigste Energie-Transitland. 2009 hatte ein Streit zwischen Moskau und Kiew im Westen zu Engpässen geführt.
Timoschenko drohen bis zu zehn Jahre Haft. Am Montag hatte ein Gericht in Kiew eine Aufhebung der Untersuchungshaft abgelehnt. Während Timoschenkos Amtszeit soll die Ukraine laut Anklage durch nachteilige Gasverträge mit Moskau Hunderte Millionen Euro verloren haben. Die 50-Jährige widerspricht dem und wirft der Regierung eine "Hetzjagd" vor. Es gehe darum, Gegner von Janukowitsch politisch kaltzustellen.
Boxer Klitschko will für Timoschenko bürgen
Der ukrainische Oppositionspolitiker und Schwergewichtsboxer Vitali Klitschko (40) will für die inhaftierte Ex-Regierungschefin Julia Timoschenko bürgen. Falls die Justiz in Kiew die Galionsfigur der pro-westlichen Orangenen Revolution von 2004 freilasse, garantiere er für einen störungsfreien Verlauf des Prozesses gegen die 50-Jährige.
"Die Freilassung wäre ein wichtiger Schritt, um die Ukraine zu stabilisieren und das Vertrauen des Auslands wiederzuerlangen", sagte Klitschko am Dienstag in Kiew nach Medienangaben. Der Bruder von Schwergewichtsboxer Wladimir leitet die Partei Ukrainische Demokratische Allianz für Reformen (UDAR).
(Ag.)